„…und es wurde Licht!“

29.03.2024 | Bericht, Veranstaltung

Der deutsch-israelische Autor und Publizist Igal Avidan zu Gast beim Freundeskreis. Eine Kooperationsveranstaltung des Freundeskreises Wiehl-Jokneam e.V. und der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.

Igal Avidan wurde 1962 in Tel Aviv geboren, er arbeitet seit 1990 als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen sowie Hörfunksender. Am Abend des 13.03.24 trug er der Zuhörerschaft im gut gefüllten Burghaus Bielstein Passagen aus seinem neuesten Buch „..und es wurde Licht!“ vor: Es geht um seine Begegnungen mit jüdischen und arabischen Israelis, die auf städtischer/kommunaler Ebene auf unterschiedliche Art und Weise ein „gedeihliches“ Zusammenleben in gegenseitiger Wertschätzung praktizieren. Dabei ergaben sich für Igal Avidan auf seiner Reise durch Israel berührende Begegnungen zum Teil spontan, zum Teil gezielt.

So besuchte er auf seiner Reportagereise den bilingualen Kindergarten des Bildungsnetzwerkes Yad be Yad in Haifa. Der Direktor Michael Farjun erklärte, dass die 110 Kinder dort in jeder Gruppe von einer jüdischen und einer arabischen Erzieherin betreut werden. Das Miteinander geht über die Zweisprachigkeit hinaus: Es werden Feiertage, Lieder, Essen beider Kulturen gemeinsam gestaltet. „Diese Kinder zu erleben, macht viel Hoffnung für Israel“, schreibt Avidan (S. 103). Die Grenzen dieser Annäherung spart Avidan nicht aus. „Wir sind ein Tropfen im Ozean“, räumt Michael Farjun ein: „Aber dieser Tropfen ist Gold wert.“

Ein anderer Besuch führte den Autor in ein Kulturzentrum in Jaffa, in dem der Rana-Frauenchor probt. „Rana“ heißt auf hebräisch „Sie singt“ und auf arabisch „Gesang“. Die Jüdinnen und Araberinnen verbindet ihre Liebe zum Gesang. „Unsere musikalische Leiterin Mika überlegte lange, ob das erste Lied, das wir lernen sollten, ein arabisches oder ein hebräisches Lied sein sollte. Dann hat sie klug entschieden: ein afrikanisches! Wir singen nichts Politisches“ (S. 134).

In weiteren Beispielen aus Akko (jüdisch-arabisches Theaterzentrum) sowie den Kleinstädten Lod (Gemeindezentrum „Chicago“) und Ramle (Begegnungsstätte „Open House“)  wird deutlich, wie zerbrechlich bisweilen das beiderseitige Bemühen ist, gelingende Veranstaltungen für jüdische und arabische Kinder, Jugendliche und Erwachsene durchzuführen. Intensive Gespräche mit einem arabischen Publizisten und einem jüdischen Journalisten in Berlin und Jerusalem über strukturelle Hindernisse und Widerstände vonseiten des israelischen Staates machen deutlich, wie komplex und schwierig die Vor-Ort-Bedingungen für ein friedvolles Zusammenleben sind, zumal nach dem furchtbaren Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023.

In ihrer Begrüßung zur Lesung Igal Avidans verknüpfte die Vorsitzende des Freundeskreises, Judith Dürr-Steinhardt, die Veranstaltung mit zwei vorhergegangenen: den Vortrag über den BDS im September 2022 als Echo auf die Debatte rund um die documenta 15 sowie „Israel und der Gazakrieg“ im Januar 2024 als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dessen Auswirkungen: „Dreh- und Angelpunkt aller drei Veranstaltungen ist der Nahost-Konflikt, der erbitterte Kampf zwischen Israelis und Palästinensern, der in die deutsche Gesellschaft ausstrahlt und zu dem wir als deutsch-israelischer Freundeskreis uns verhalten müssen, eine Position suchen und finden müssen… Ich glaube, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass diesbezüglich auch in unserem Freundeskreis die Meinungen stark auseinander driften, wie übrigens auch in der Gesamtgesellschaft.

Last but not least: Die Veranstaltung am heutigen Abend wäre nicht möglich gewesen ohne die maßgebliche Förderung durch die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die sich seit langem mit einer Vielzahl von Projekten für Israel engagiert und sich um den Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern bemüht.“ Vertreter der KAS an diesem Abend war Dr. Christian Koecke, Referent für Grundsatzfragen und Internationale Politik im Büro der Bundesstadt Bonn.

Zum Abschluss  des Abends signierte Igal Avidan seine Werke am Büchertisch der Buchhandlung Hansen & Kröger aus Wiehl .

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen.“ (Martin Buber)