Gedenkstunde an den „Schwarzen
Schabbat“ am 6. Oktober 2024

Mit dem Ziel einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung lud Michael Braun, Superintendent des Ev. Kirchenkreises an der Agger, im Juli 2024 Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Synagogengemeinde Köln, des Kreiskatholikenrats Oberberg, der DiTiB Köln (türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion), der christlich-jüdischen Gesellschaft Oberberg und der Freundeskreise Wiehl/Jokneam und Nümbrecht/Mateh Yehuda zu einem Vorbereitungstreffen ein mit dem Hinweis, dass eine solche interreligiöse Gedenkfeier, eine solche Begegnung gerade derzeit Mut und einen großen Vertrauensvorschuss erfordere, dass es aber nach seiner Auffassung gemeinsame Aufgabe aller Religionen sei, gegen Krieg und Gewalt zu arbeiten.
In seiner Einladung schrieb er:
„Am 7. Oktober 2024 jährt sich zum ersten Mal der Anschlag der Hamas auf Israel. Dieser Tag und seine Folgen haben vielen Menschen Tod, Schrecken und unendliches Leid gebracht und unsere Welt zu einem schlechteren Ort gemacht. Dies steht uns täglich vor Augen. Aus diesem Grund wollen auch wir als evangelische Kirche am Vorabend dieses Jahrestags, am 6. Oktober 2024, diesem Tag und seinen Folgen gedenken und deswegen zu einer Gedenkveranstaltung einladen. Durch die Ereignisse in Israel und Gaza wurden viele Gräben zwischen Menschen vertieft und viele Chancen für Gespräche und gelingendes Miteinander vertan oder sehr erschwert. Um dagegen ein Zeichen zu setzen, wäre es aus unserer Sicht sehr gut, wenn ein solches Gedenken an den 7. Oktober 2023 nicht getrennt, sondern bei allen Spannungen und Verletzungen gemeinsam stattfinden könnte. Damit könnte ein Signal gesetzt werden, dass Juden, Muslime und Christen sich begegnen und ein Zeichen setzen wollen, gerade bei allen Schwierigkeiten aufeinander zuzugehen. Dies ist besonders in der jetzigen Zeit bei einer wachsenden Polarisierung und Aggression auch in unserem Land wichtig.“
Den kompletten Bericht über dieses interreligöse Veranstaltung findet Sie hier.
Gruß des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland an die Mitglieder der Synagogengemeinden im Rheinland
Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Pfarrer Dr. Thorsten Latzel, sandte aus Anlass des 7. Oktober 2024 an die Mitglieder der Synagogengemeinden im Rheinland einen Gruß tiefer Anteilnahme und Trauer um die Menschen, die am 7. Oktober 2023 Opfer des brutalen, menschenverachtenden Überfalls der Hamas geworden seien und um die, die sich noch in deren Geiselhaft befänden.Viele Mitglieder der Synagogengemeinden seien durch Familien- und Freundesbande mit Menschen in Israel verbunden.
Die Evangelische Kirche im Rheinland sorge sich mit ihnen um die Existenz und die Sicherheit des Staates Israel wie um den Frieden für alle Menschen in der gesamten Region. Sie sei erschüttert von dem Krieg und der Gewalt, unter denen Menschen seit einem Jahr litten – in Israel, im Gazastreifen, im Libanon. Dazu erlebten Juden in der deutschen Gesellschaft wie weltweit eine Welle antisemitischer Anfeindungen und Gewalttätigkeiten, was alarmierend sei für alle, denen Freiheit, Demokratie und Rechtssicherheit wichtig sei. Dabei richte sich die Brutalität eines islamistischen Terrors nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen eine offene Gesellschaft in Europa. Erschütternd sei auch die sich manifestierende Judenfeindschaft in unserem Land. Für Christinnen und Christen sei die Verknüpfung mit dem Judentum wesentlich, jeder Angriff auf jüdische Mitbürger/innen sei auch ein Angriff auf sie.
Die Sorge um die Zukunft Israels, um den Frieden in der Region, um alle Menschen, die unter der eskalierenden Gewalt, Tod, Gewalt, Verletzung, Zerstörung, Vertreibung leiden müssten, all dies werde man in einer Gedenkstunde an den 7. Oktober 2023 als Klage und Bitte um Frieden und Versöhnung vor Gott bringen.
Friedensbitte von Judith Dürr-Steinhart, Vorsitzende des Freundeskreises Wiehl/Jokneam„
Herr unser Gott, die Mitglieder des Freundeskreises Wiehl/Jokneam betrauern das Schicksal der israelischen Bürgerinnen und Bürger, die am 7. Oktober vergangenen Jahres beim terroristischen Überfall der Hamas auf Israel ermordet oder als Geiseln entführt wurden, nehmen tiefen Anteil am Schmerz der Hinterbliebenen, an der Angst derer, die auf die Befreiung ihrer Angehörigen aus der Geiselhaft warten und hoffen mit Ihnen auf deren Freilassung.
Wir bitten um Beistand für alle, die glaubten, das Trauma der Shoah hinter sich gelassen und mit der Gründung des Staates Israel vor 75 Jahren eine sichere Heimstatt gefunden zu haben, und die nun abermals von vielen Seiten in ihrer Existenz bedroht werden.
Gleichzeitig erschüttert uns das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza, der hohe Blutzoll, den sie in diesem Krieg entrichten müssen. Wir sind aufgewühlt und innerlich zerrissen. Negative Emotionen wie Hass und Wut entladen sich weltweit jedoch einseitig auf Israel, es ist die Rede vom „Völkermord“, „Todfeind“, dem „kleinen Satan“, vom „Fremdkörper im arabischen Palästina“, vom „rostigen Dolch im Herzen der islamischen Geographie“. Wir Deutschen sollten wegen unserer besonderen Beziehung zu Jüdinnen und Juden in diesem Konflikt nicht einseitig Stellung beziehen, zumal dieser Krieg auf das Konto der Hamas und deren Gräueltaten geht.
Aber nicht nur Israel, sondern auch unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland sind antisemitischen Angriffen ausgesetzt. Wir bitten um Kraft und Mut, der antisemitischen Hetze auf deutschen Straßen und Universitäten die Stirn zu bieten und Widerstand zu leisten und sowohl den jüdischen Mitbürgern als auch den Freunden in Israel , die in großer Bedrängnis sind, nicht das Mitgefühl zu verweigern wie eine Hand, die man leise wegzieht!
Wir bitten: Hilf allen von diesem Konflikt betroffenen Menschen, das Trennende zu überwinden und eine gemeinsame Zukunft in Frieden und Freiheit aufzubauen!